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Spaniens Qualitätsweine aus der Levante
Fr, 13. Nov. 2009
Was die anderen können, können wir schon lange, sagte man sich in der Levante, im Hinterland der südlichen Ostküste in den DOs Valencia, Utiel-Requena, Jumilla, Yecla und Alicante. Und man konnte dabei einen Trumpf namens Monastrell ausspielen. Monastrell, die rote Leitsorte der Levante, heisst in Frankreich Mourvèdre, in Übersee Mataro und wird meistens mit anderen Sorten assembliert, nur selten sortenrein abgefüllt. Denn der Monastrell, alkoholstark und tanninreich, neigt zu einer gewissen Krautigkeit und zu animalischen Tönen, wenn die Trauben nicht sorgfältig gelesen und gekeltert werden, Oxidation nicht vermieden wird. Genau daran haperte es aber bei den Tankweinen. Deren Trauben werden auch heute noch lastwagenweise angeliefert und sehen nie einen Sortiertisch.
Parallel dazu hat sich ein Qualitätsbewusstsein entwickelt. Oft beim gleichen Erzeuger. So verarbeitet die Genossenschaftskellerei La Purisima in Yecla ihr Traubengut zu 90 Prozent zu Kurantware, den Rest füllt sie in Flaschen. Mit wirklich staunenswerten Ergebnissen.
Auch beim Nachbarn, den Bodegas Castaño, fährt man zweigleisig. Und das, obwohl Firmengründer Ramon Castaño der eigentliche Wegbereiter der neuen Welle war. Konsequent auf Qualitätsweine setzt man inzwischen bei der Castaño-Tochter Bodegas Sierra Salinas in Villena in der DO Alicante. Oder bei den Bodegas El Nido in Jumilla, an denen die Bodegas Juan Gil wesentlich beteiligt sind. Aber die allgemeine Zweigleisigkeit wird wohl bleiben. Die Offenweine sind eine (zu) sichere Einnahmequelle.
Trockene Böden, tiefe Wurzeln
Die Levante hat in Meeresnähe ein mediterranes, im hügeligen Hinterland ein trockenes, heisses Klima. Regen fällt selten. Die Monastrell-Reben wachsen auf Kalksteinböden, meist «en vaso»: in der bodennahen Gobelet-Form, ohne Drahtrahmen, ganz auf sich allein gestellt. Ihre Wurzeln reichen mehrere Meter tief. Bewässert werden sie nicht.
Diese knorrigen Büsche sind der eigentliche Schatz der Region. Sie sind zumeist über 50 Jahre alt und «pie franco», also wurzelecht, nicht auf reblausresistente Unterlagsreben gepfropft. Der Ertrag ist niedrig und die Gefahr gross, dass die Reben in extrem heissen Jahren unter Trockenstress leiden, dann Zucker, aber keine Tannine mehr produzieren. Wer sich nicht auf die Natur allein verlassen und seinen Ertrag absichern will, stellt auf Drahtrahmenerziehung und Tröpfchenbewässerung um. Die weitaus meisten Kellereien sind schmucklose Zweckbauten. Wer Winzer-Romantik sucht, ist in der Levante ohnehin am falschen Ort. Denn die wirklich sehenswerten Weingüter sind moderne, funktionelle Bauten. So die Bodegas Sierra Salinas mit ihrer kühlen Architektur, mehr noch aber mit ihren dreistöckigen, übereinander angeordneten und blitzblanken Vinifikationsanlagen, die dem Gesetz der Schwerkraft folgen – oben die Anlieferung, in der Mitte die Gärtanks, unten die Fasslager.
Oder dann: Senorio de Barahonda, ein 2004 erbautes Weingut, das sich dem Publikum geöffnet hat, inklusive eines Restaurants, in dem zeitgemässe spanische Kochkunst zelebriert wird. Eine der grössten Fragen in der Levante lautet mangels langjähriger Erfahrung: Wie altern die Weine? Eine erste Antwort darauf lieferte ein 1996er Monastrell von Castaño: fast perfekt. Eine andere: Soll man den Monastrell reinsortig ausbauen oder assemblieren?
Wer bei Weinen die Ecken und Kanten nicht scheut, setzt eher allein auf Monastrell. Wer gesoftete Weine vorzieht, wird die Assemblagen mit Anteilen von Cabernet Sauvignon, Syrah, Petit Verdot oder Tempranillo wählen. So einfach ist die Sache jedoch nicht. Auch Weine aus 100 Prozent Monastrell können ganz schön schmusig sein. Besonders, wenn sie sich als Süssweine präsentieren. Aber das ist ein anderes Thema. Die Schweiz ist pro Kopf gerechnet der weltweit grösste Abnehmer spanischer Flaschenweine. Prognose: Der innerspanische Konkurrenzkampf wird zunehmen, die Qualität dadurch weiter steigen und der Anteil der Levante-Weine grösser.
Quelle: Tages-Anzeiger, 13. Nov. 09
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